ETF-Sparplan vs. Einzelaktien: Was passt zu deinem Anlagestil?
Die ewige Frage: ETF-Sparplan oder Einzelaktien? Ich zeige dir die Vor- und Nachteile beider Strategien und warum ich heute 80% Aktien und 20% ETFs halte.
Die Frage "ETF oder Aktien?" beschäftigt jeden Anleger irgendwann. Als ich vor Jahren mit dem Investieren begann, setzte ich zu 100% auf Einzelaktien – heute fahre ich eine 80/20-Strategie mit Aktien und ETFs. Warum diese Entwicklung? Und was bedeutet das für deinen Weg an der Börse?
Was sind die grundlegenden Unterschiede?
Einzelaktien machen dich zum Miteigentümer eines spezifischen Unternehmens. Du kaufst Anteile von Apple, Microsoft oder SAP und partizipierst direkt an deren Erfolg – oder Misserfolg.
ETFs (Exchange Traded Funds) sind wie ein Korb voller Aktien. Ein MSCI World ETF enthält beispielsweise über 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Du kaufst mit einem Wertpapier gleich einen ganzen Markt.
Die Vor- und Nachteile im direkten Vergleich
ETF-Sparpläne: Der entspannte Weg
Vorteile:
- Automatische Diversifikation: Mit einem FTSE All-World deckst du über 4.000 Unternehmen weltweit ab
- Zeitersparnis: Kein stundenlages Analysieren von Geschäftsberichten
- Emotionslos: Der Sparplan läuft automatisch, egal ob Börsen-Hype oder Crash
- Kostengünstig: Viele Sparpläne ab 1€ Sparrate, ETF-Kosten oft unter 0,3% p.a.
- Anfängerfreundlich: Du musst keine Bilanzen lesen können
Nachteile:
- Keine Überrendite: Du bekommst immer "nur" die Marktrendite
- Keine Kontrolle: Du kannst nicht entscheiden, welche Aktien im ETF sind
- Weniger spannend: Ehrlich gesagt – ETFs sind langweilig (aber erfolgreich!)
Einzelaktien: Der aktive Ansatz
Vorteile:
- Überrendite möglich: Mit den richtigen Picks kannst du den Markt schlagen
- Volle Kontrolle: Du entscheidest, in welche Unternehmen du investierst
- Lerneffekt: Du verstehst Unternehmen und Märkte viel tiefer
- Dividendenstrategie: Gezielter Aufbau eines Dividenden-Portfolios möglich
- Spannung: Die Jagd nach dem nächsten Amazon macht Spaß
Nachteile:
- Zeitaufwand: Vernünftige Analyse kostet Stunden pro Unternehmen
- Höheres Risiko: Wirecard lässt grüßen – Totalverlust möglich
- Emotionale Achterbahn: Beim 30% Minus schläfst du schlecht
- Kosten: Ordergebühren schmälern besonders bei kleinen Beträgen die Rendite
Für wen eignet sich welche Strategie?
Du solltest mit ETF-Sparplänen starten, wenn:
- Du neu an der Börse bist und erstmal Erfahrungen sammeln willst
- Dir die Zeit oder Lust für intensive Unternehmensanalyse fehlt
- Du emotional bei Kursschwankungen schnell nervös wirst
- Dein Anlagehorizont über 10 Jahre liegt
Einzelaktien passen zu dir, wenn:
- Du bereits ETF-Erfahrung hast und den nächsten Schritt gehen willst
- Dich Geschäftsmodelle faszinieren und du gerne Bilanzen analysierst
- Du einen Teil deines Portfolios für "Spielgeld" reserviert hast
- Dir bewusst ist, dass du auch mal 50% im Minus sein kannst
Die goldene Mitte: Core-Satellite-Strategie
Warum nicht beides? Ich fahre heute eine Core-Satellite-Strategie:
- Core (20%): Zwei ETFs als solides Fundament
- Satellite (80%): Einzelaktien für die Extra-Rendite
Als Anfänger würde ich dir aber genau andersherum empfehlen:
- 70-80% ETFs für die Basis
- 20-30% Einzelaktien zum Lernen und Experimentieren
So sammelst du Erfahrungen mit Einzelaktien, ohne dein gesamtes Vermögen zu riskieren.
Praktischer Fahrplan für deinen Start
Wenn du heute anfängst:
- Monat 1-6: Starte mit einem ETF-Sparplan (z.B. auf den MSCI World oder FTSE All-World)
- Monat 7-12: Lerne nebenbei über Unternehmensbewertung und analysiere erste Aktien
- Jahr 2: Ergänze deinen ETF-Sparplan um 1-3 Einzelaktien, die du wirklich verstehst
- Jahr 3+: Justiere deine Gewichtung basierend auf deinen Erfahrungen
Wichtige Spielregeln:
- Investiere nur Geld, das du 10+ Jahre nicht brauchst
- Diversifiziere (mindestens 15-20 Positionen bei Einzelaktien)
- Bleib bei deiner Strategie, auch wenn's mal rumpelt
- Bildung ist deine beste Rendite
Fazit: Dein Weg ist individuell
Es gibt kein "richtig" oder "falsch". ETF-Sparpläne sind der Mercedes unter den Anlageformen – zuverlässig, sicher und bringen dich ans Ziel. Einzelaktien sind der Sportwagen – mehr Risiko, mehr Spaß, potenziell schneller am Ziel aber auch öfter in der Werkstatt.
Mein Rat: Starte mit ETFs, lerne die Märkte kennen, und taste dich langsam an Einzelaktien heran. Die meisten Privatanleger fahren langfristig mit einem ETF-lastigen Portfolio am besten.
Disclaimer: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Alle Finanzanlagen bergen Risiken bis hin zum Totalverlust. Investiere nur Geld, dessen Verlust du verkraften kannst, und hole dir bei Unsicherheit professionellen Rat.
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